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Barbara Pevelings Lyrikdebüt: ich will den blitz nicht verpassen

Barbara Peveling – ich will den blitz nicht verpassen

Barbara Pevelings Lyrikdebüt „ich will dem blitz nicht verpassen“ widmet sich der Herausforderung gesellschaftlicher Transformationen der Gegenwart, dem Hinterfragen von sozialen Rollen und Zuschreibungen, von Geschlechterbeziehung und ihren Begegnungen, als auch der Folgen der Energiekrise, sowie neuen Choreographien des Sozialen. René Chars Lyrik dient dabei als programmatischer Ansatz: Durch den revolutionären Impetus wird der leidenschaftliche Bezug der Dichtung zur Gegenwart neu verhandelt, dabei stehen aktuelle Thematiken wie metoo, toxische Männlichkeit, Regretting Motherhood, die dysfunktionale Kleinfamilie, als auch Klimawandel und Migration im Mittelpunkt. Die Gedichte von Barbara Peveling sind ein zarter, als auch wütender Abgesang auf den etablierten Habitus einer Nachkriegsgesellschaft, die mit der gegenwärtigen Generation ihren Abschluss findet und nach neuen Definitionen sucht. Barbara Peveling gibt dieser Suche eine lyrische Sprache. Nach dem Vorbild von Annie Ernaux wird die Autorin dabei die Ethnologin ihrer selbst. Es ist die Geschichte einer Frau, die Abschied nimmt von der binär geordneten Welt, die ihre Existenz formte und die heute mitten im Leben stehend die eigene Identität hinterfragt, um einen neuen Anfang zu wagen.

Barbara Peveling, geboren 1974 in Siegen, promovierte Ethnologin, lebt in Köln und Paris. Sie publizierte mehrere Prosastücke und Poesie in verschiedenen Zeitschriften, darunter Akzente Zeitschrift für Literatur. 2006 nahm sie am 14. Open Mike teil. „Wir Glückspilze“, ihr erster Roman, erschien bei Nagel & Kimche

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Rezension der Lesung mit Mohsen Banaie und seinem Buch „Israel auf iranisch“ (Moderation Christoph Danne)

Kölnische Rundschau Kultur Artikel von Rolf-Rüdiger Hamacher über Mohsen Banaies Buch Israel auf iranisch

Kölnische Rundschau / Kultur / 30.03.2023 / schreibt Rolf Rüdiger Hamacher über das Buch „Israel auf iranisch“ von Mohsen Banaie: „In „Israel auf iranisch“ erzählt der Kölner Autor Mohsen Banaie von einer ungewöhnlichen Reise“

Ein Buch, wie es aktueller kaum sein kann: Im Iran wüten die Revolutionsgarden gegen die eigene Bevölkerung, in Israel versucht gerade eine rechtsextreme Regierung die Demokratie auszuhöhlen. Beide Länder sind in inniger Feindschaft verbunden. Dennoch möchte Mohsen Banaie eine Brücke bauen zwischen den beiden Ländern, die unterschiedlicher nicht sein können – und sich doch so ähnlich sind.

„Eine Arbeit zur Völkerverständigung“, nennt der 1965 in Teheran geborene Autor sein Buch „Israel auf iranisch“, das er jetzt mit Christoph Danne im Literaturhaus vorstellte. An dessen Beginn steht eine lange „Reise“, die mit der islamischen Revolution 1979 beginnt, während der er sich einer oppositionellen Gruppierung anschloss. 1985 flüchtete er über die Türkei und die DDR in die Bundesrepublik – immer den Ratschlag seines Vaters im Kopf: „Versuche von den Deutschen zu lernen, für was sie in aller Welt berühmt sind: ihre Pünktlichkeit und Ordentlichkeit!“

Banaie studierte in Mainz Medizin, schrieb sich nebenbei im Fach „Vergleichende Sprachwissenschaften“ ein und hatte in der Begegnung mit dem jüdischen Professor Josef Elfenbein sein Schlüsselerlebnis: „Ich fing langsam an zu begreifen, dass nicht die Menschen selbst, sondern die Worte den Lauf der Geschichte bestimmten. Das Wort war die Macht. Wie es schon in der christlichen Bibel steht: Am Anfang war das Wort!“

Unter dem Pseudonym Mazdak Bamdadan veröffentlichte Mohsen Banaie seit Anfang der 2000-Jahre mehr als 250 Artikel in persischer Sprache zu sozialen, politischen, religionskritischen und historischen Themen:„Besonders viel Aufsehen erregte 2010 meine harsche Kritik an der israelischen Palästinapolitik, in der ich das Vorgehen des Staates mit Apartheid verglichen hatte.“

Schon damals reifte Banaies Entschluss, mit seiner Frau Sahar nach Israel zu reisen, „den wir dann aber erst 2018 umsetzten, mit der bangen Frage im Hinterkopf, wie wir als deutsche Staatsbürger mit dem Pass-Eintrag Geburtsort Teheran empfangen würden“. Und tatsächlich waren die ersten Eindrücke ernüchternd. „Als Deutsche wurde uns vor die Füße gespuckt, als Iraner wurden wir willkommen geheißen.“

„Habt ihr denn Angst gehabt, euch in Jerusalem zu bewegen?“ will Danne wissen. „Vielleicht waren die 14 Tage ja auch zu kurz, und wir haben manche gefährliche Situation nicht erkannt“, erinnert sich Banaie, um dann doch eine skurrile Situation zu erzählen, in der er seit seiner Flucht aus dem Iran zum ersten Mal wieder Todesangst gehabt habe: „Wir bleiben mit unserem Leihwagen in einer Prozession ultra-orthodoxer Juden stecken, und die Situation schaukelte sich hoch, bis sie erkannten, dass wir Gois waren, die, im Gegensatz zu ihnen, am Sabbat Autofahren dürfen.“

Zum Schluss der interessanten Einsichten in das Leben eines Wanderers zwischen mehreren Kulturen will Danne noch wissen, ob Banaie denn manchmal so etwas wie Heimweh empfinde: „Fühlen sie sich in ihrer Wahlheimat Deutschland wohl?“Dessen Antwort:„Offensichtlich, meine Frau nennt mich immer ,Friedrich Wilhelm’ – deutscher geht’s wohl nicht!“

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Lesung: Mohsen Banaie liest aus seinem neuen Buch „Israel auf iranisch“

Dabei wird er von Christoph Danne in ein Gespräch verwickelt. Wir freuen uns auf die Veranstaltung am 28. März 2023 um 19 Uhr in der Zentralbibliothek Köln.

Die Stadtbibliothek Köln schreibt dazu in ihrer Veröffentlichung auf den sozialen Medien:
„Es ist Nowruz, es ist Frühling und es ist Zeit für Liebe. . .“ sagt der Autor @mazdak.bamdadan.official , der eigentlich Mohsen Banaie heißt, dazu.

Kommende Woche Dienstag spricht er bei uns mit @christoph.danne über sein neues Buch „Israel auf iranisch“.

Mit diesem Buch möchte er vor allem eine Brücke über eine tiefe Schlucht schlagen, indem er multiperspektivisch die traditionelle Freundschaft zweier Völker durchleuchtet, die auf den ersten Blick heute verfeindeter nicht sein könnten.

„Israel auf iranisch“ möchte dabei nicht bloß historische Fakten oder persönliche Eindrücke vermitteln, sondern beschäftigt sich mit elementaren Begriffen des menschlichen Daseins wie Freiheit, Liebe und Identität.

Von einer Reise, die im Iran beginnt und über Deutschland schließlich nach Israel führt. Von einer Reise, die in starren und gefestigten Meinungen beginnt, über die innere Unentschlossenheit führt und bei Einsicht und einem erweiterten Weltbild endet.“

Mohsen Banaie
Israel auf iranisch

Lesung und Gespräch mit Christoph Danne
Dienstag, 28.03.23 19 Uhr
Eintritt: 8 € | über Köln Ticket, 6/4 € erm. Karten im VVK
Restkarten ggf. an der Abendkasse

Zentralbibliothek
Josef-Haubrich-Hof 1 (Neumarkt)
50676 Köln

Die Veranstaltung wird organisiert von der Buchhandlung Klaus Bittner in Köln.

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Israel auf iranisch

Israel auf iranisch - Mohsen Banaie

Wir waren hergekommen, um Antworten zu finden, und kehrten zurück mit einem Kopf voller neuer Fragen.

Jetzt gleich hier bestellen.

Mit „Israel auf iranisch“ begibt sich der Leser auf eine Reise durch das vielfältige und oft von Gegensätzen geprägte Heilige Land und erlebt die Verwandlung des einst gefürchteten, unbekannten Feindes zu einem freundlichen wie galanten Gastgeber, der den Autor und seine Ehefrau trotz ihrer iranischen Herkunft mit offenen Armen empfängt.

Mohsen Banaie möchte mit diesem Buch vor allem eine Brücke über eine tiefe Schlucht schlagen, indem er multiperspektivisch die traditionelle Freundschaft zweier Völker durchleuchtet, die auf den ersten Blick heute verfeindeter nicht sein könnten.

„Israel auf iranisch“ möchte dabei nicht bloß historische Fakten oder persönliche Eindrücke vermitteln, sondern beschäftigt sich mit elementaren Begriffen des menschlichen Daseins wie Freiheit, Liebe und Identität. Von einer Reise, die im Iran beginnt, und über Deutschland schließlich nach Israel führt. Von einer Reise, die in starren und gefestigten Meinungen beginnt, über die innere Unentschlossenheit führt und bei Einsicht und einem erweiterten Weltbild endet.

Ein Reise- und Erfahrungsbericht. Über einen Aufbruch, die Geister der Vergangenheit und das Neuentdecken einer reichen Geschichte zwischen Petra und Persepolis.

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Solo für Phyllis – Christoph Danne

Jetzt auch als Audiobuch bei uns erhältlich!

Dinçer Güçyeter (Verleger, Schriftsteller, Peter-Huchel-Preisträger 2022):

„Der neueste Band übertrifft alles, was Christoph Danne bis heute veröffentlicht hat. Eine neue Quelle steckt in diesen Gedichten, die eine unbeschreibliche Kraft sprudeln lässt; es sind mehr als Gedichte, Liebesbriefe an ein neues Leben, an die Schönheit.


Simone Scharbert (Autorin):

„Das Schönste, was ich seit Längerem gelesen habe, und das meine ich genau so, und das schreibe ich eher selten. Diese Texte lassen diese Welt zärtlicher werden, manche zeigen, in was für einem schwierigen System von gesund und nicht-gesund wir stecken, wie Gesellschaft funktioniert, in so vielen glimmt Zuversicht und Hoffnung, und all das in einer Sprache, die so entschlackt und klug erzählt, so wundervolle Bilder findet.


Sabine Schiffner (Autorin):

„Dieses Buch ist das berührendste und positivste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Die vielen schönen, positiven, glücklichen, ehrlichen, freudigen und aber natürlich auch nachdenklichen, ängstlichen und zweifelnden kurzen hochliterarischen Texte, die glücklich machen und gleichzeitig zum Weinen bringen, habe ich in einem Rutsch durchgelesen. „Ein Manifest für das Leben, gegen die Angst“, bewarb der Verlag es, das trifft genau den Punkt; seit ich das Buch gelesen habe, kann ich nicht mehr aufhören, daran zu denken…


Am 1. September erschien im Kölner Weissmann-Verlag ein neues, kleines Buch. Christoph Danne hat lange überlegt, Gespräche geführt, ob es richtig ist, dieses Manuskript zu veröffentlichen; und er hat sich letztlich dafür entschieden. Weil er glaubt (und wir vor allem hoffen), dass es einen künstlerischen Wert besitzt, der über oberflächliche Befindlichkeitslyrik hinausgeht.

In einhundert kleinen Texten, Schnipseln, Gedichten hat er die Schwangerschaft seiner Partnerin begleitet – seit dem Zeitpunkt im Spätsommer 2020, an dem sie erfuhren, dass sie ein (herz-)krankes, eventuell schwer behindertes Kind zur Welt bringen würden. Vieles geriet ins Wanken in diesen Tagen, manches zerbrach. Er schrieb Abend für Abend, Nacht für Nacht an gegen diese monströse, unbändige Furcht, barfuß in der Dunkelheit, gegen die Schlaflosigkeit, die Ohnmacht und die Gespenster. Er kämpfte um die Vorfreude, das Glück, das er bewahren wollte.

Der letzte Eintrag datiert zwei Monate nach Phyllis’ Geburt und niemand weiß, wohin diese Reise sie führen wird. Christoph Danne aber ist glücklich, dass SOLO FÜR PHYLLIS entstanden ist – ein Manifest gegen die Angst, für das Leben.

Ab heute überall im Buchhandel oder hier beim Verlag bestellbar!

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Cluj, die europäischste Stadt

Hans-Willi Hermanns schreibt in der Kölner Rundschau über das Buch „Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause / Klausenburg – Visul e casa noastră secretă“:


Cluj, die europäischste Stadt

Peter Rosenthal gibt Gedichtband über Kölns Partnerstadt in Rumänien heraus

Der Leser begegnet einem Engel, der Lippenstifte isst, jungen Leuten, die das das Sowjetregime mithilfe der Beatles und der Stones stürzen wollen. Er schaut ins Cafe Croco, wo die Bohèmiens ihren Kaffee trinken, er liest die Legende vom Hirten, der einst die Stadt vor der türkischen Besatzung rettete, versucht nachzuvollziehen, wie eine Pizza mit Gurken schmeckt oder wie man eine Skulptur aus Luft baut.
Und dann ist da noch Irina Petraș’ vergleichsweise sachliche Schilderung des Kulturlebens von Cluj, mit seinen Konzerten in der Philharmonie, den Theater- und Opernaufführungen, den Verlagen und Vorlesungen. Cluj? Nie gehört? Kein Wunder, der Name ist in Rumänien gebräuchlich, bei uns ist die Stadt nicht zuletzt dank des immer noch bemerkbaren Anteils von Siebenbürger Sachsen an der Gesamtbevölkerung eher als Klausenburg bekannt.

Unbekannte Stadt

Den meisten werden beide Namen nicht viel sagen, und das, obwohl Klausenburg eine der Partnerstädte Kölns ist. „Für die meisten hier ist Peking natürlich wesentlich interessanter“, kommentiert Peter Rosenthal lachend die Wissenslücken seiner Mitkölner.
Rosenthal ist Mitbegründer des Kölner Weissmann Verlags und hat dort unlängst als Herausgeber einen Band veröffentlicht, der sogar beide Namen auf dem Einband trägt: „Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause. Klausenburg – Visul e casa noastră secretă“. Versammelt sind darin Kurztexte oder Gedichte von 18 meist rumänischen Autoren zu den unterschiedlichsten Themen rund um die Stadt Klausenburg, auch stilistisch ist die Bandbreite enorm.
Alle Texte sind in der Originalsprache und in deutscher Übersetzung abgedruckt, die Peter Rosenthal selbst besorgt hat. Denn er verbrachte seine Kindheit in Rumänien und kam mit 13 Jahren nach Köln, wo er bis heute mit seiner Familie lebt und als Internist arbeitet.

„Wer Klausenburg malerisch findet, findet auch Köln malerisch“. „Und wer Köln malerisch findet, kann nicht malen.“

Peter Rosenthal

Mit Klausenburg verbindet den Herausgeber so viel allerdings nicht, er ist in Arad nahe der ungarischen Grenze aufgewachsen. Auch hat er Klausenburg nicht gewählt, weil es eine besonders malerische Stadt wäre: „Wer Klausenburg malerisch findet, findet auch Köln malerisch“, sagt er verschmitzt. „Und wer Köln malerisch findet, kann nicht malen.“ Es war eher der Zufall, der zu dem Buchprojekt führte: „Meine erste Buchveröffentlichung,„Entlang der Venloer Straße“, ist auch ins Rumänische übersetzt worden, deshalb war ich zu einer Lesung nach Klausenburg eingeladen.“ Als Mitglied des PEN-Zentrums für deutschsprachige Autoren im Ausland lernte Rosenthal dort durch die Vermittlung von Irina Petras Kollegen der rumänischen Schriftstellervereinigung Klausenburg kennen, die einen gemeinsamen Band über ihre Stadt vor allem als Unterstützung der Idee eines geeinten Europas befürworteten. „Es gibt ja kaum eine europäischere Stadt als Klausenburg“, sagt Rosenthal,„die Römer waren schon da, die Germanen, die Sachsen und die Ungarn.“

Klausenburg sei kein Einzelfall, dennoch habe sich das westliche Europa bislang kaum die Mühe gemacht, in einen ernsthaften politischen oder kulturellen Dialog mit den osteuropäischen EU-Mitgliedsländern einzutreten. Daran ändere auch der Krieg in der Ukraine nichts, die Probleme Osteuropas würden trotz der großen Hilfsbereitschaft wohl vor allem als Bedrohung für den Wohlstand in den westlichen Ländern gesehen. „Dabei gibt es in Osteuropa so viel Potenzial“, sagt Rosenthal und schwärmt von der konsequenten Bekämpfung der Korruption in Rumänien, von der lebendigen Kulturszene und den hervorragenden Universitäten. Dennoch halte sich aufgrund der Armutsmigranten und Saisonarbeiter hierzulande das Bild eines zurückgebliebenen Landes. „Dass es dort noch kein nennenswertes Unternehmertum gibt, hat mit dem Totalitarismus der Sowjetzeit zu tun. Der hat vieles zerstört. Totalitarismus muss man erlebt haben, das ist ekelhaft, wie Ischias.“ Aber man könne sich doch selbst ein Bild machen: „Die Flugverbindungen nach Klausenburg sind sehr gut, dort kann man ein cooles Wochenende verbringen.“

Peter Rosenthal: Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause. Klausenburg – Visul e casa noastră secretă. Weissmann Verlag, 144 Seiten, 15
Euro.

Lesung in Köln: Donnerstag, 25.8., 20 Uhr, in den Balloni Hallen, Ehrenfeldgürtel 88-94. Eintritt frei.

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Faces of St. Pauli

St. Pauli: Es ist zweifelsohne ein Ort wie kein zweiter in Deutschland: der Kiez. Auf der Reeperbahn tummelt sich jedes Wochenende das feierwütige Volk aus Deutschland und ganz Europa, während nur wenige Meter weiter Menschen wohnen, ihr Kinder großziehen, Nachbarschaft pflegen und sich in von Massentourismus unberührten Kneipen die Köpfe heiß reden.

Paulianer:innen lieben ihren FC St.Pauli, den Nachtmarkt auf dem Spielbudenplatz, die Nähe zueinander und die Freiheit, so zu leben wie sie es sich wünschen. Es ist eine Gemeinschaft, die niemanden fallen lässt. Nicht die Wohnungslosen, die sich zu Corona auf einmal mit leeren Bechern wiederfanden, nicht ihre Künstler:innen und Gastronomie ohne Publikum und Gäste. Zusammenhalt, Solidarität, Toleranz, das zeichnet die Menschen hier, in diesem kleinen glitzernden gallischen Dorf, aus.

Aber der Stadtteil ist auch verletzlich. Kommerz und Einheitsgastronomie versuchen an den Grundfesten zu rütteln. Stand heute hält das Bollwerk aus Diversität, Stolz und Sturheit den Angriffen Stand. Andreas Muhme möchte, dass dies so bleibt und mit dem Foto-Bildband zeigen, wie hoch der Preis wäre, wenn wir den Kiez, so wie er ist, verlieren.

Faces of St. Pauli zeigt Portraits von Menschen die hier leben oder arbeiten und mit ihrem Dasein den Stadtteil prägen. Es sind Künstler:innen, Gastronom:innen, Sozialarbeitende, politisch Engagierte, Wütende, Traurige, Hoffnungsvolle, Paradiesvögel und Gestrandete.

Mein Lebensgefühl, meine Vita, mein St. Pauli: Jedes Face füllt eine Doppelseite des Bildbands. In jeweils zwei Schwarz-Weiß-Portraits, einem verdecktem sowie einem klaren, visualisiert Andreas Muhme das Lebensgefühl, den unverwechselbaren Kern seines Models. Betrachtende lernen die Paulianerin, den Paulianer über ihre Kurzvita kennen und erfahren, was Leben auf dem Kiez für sie ausmacht. Schon die mit Herzblut verfasste Einleitung der Autorin Simone Buchholz bringt auf den Punkt, worum es geht: „St. Pauli ist schuld, dass ich so aussehe.“

Dieses Buch ist für alle, die ihr Herz am Hamburger Hafen verloren haben oder zumindest auf dem besten Weg dorthin sind. Es hat 252 Seiten, 240 SW Fotos und tolle Texte von Jan Freitag sowie ein Vorwort von Simone Buchholz und kann gleich hier für 39,00 € erworben werden.

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Von Eve Champagne bis Günter Zint – markante Kiezgesichter (Hamburger Abendblatt)

Foto: Andreas Muhme

https://www.abendblatt.de/kultur-live/article236145479/faces-of-st-pauli-bildband-eve-champagne-bis-guenter-zint-jones-kalle-schwensen-markante-kiez-gesichter.html

Das Hamburger Abendblatt schreibt über das neue Fotobuch von Andreas Muhme „Faces of St. Pauli“:

Andreas Muhmes neuer Fotobildband „Faces of St. Pauli“ porträtiert 120 Persönlichkeiten gleich doppelt.

Hamburg.  St. Pauli hat viele Gesichter. Die Rede ist hier weniger vom einst als „magisch“ besungenen FC – obwohl dieser in Andreas Muhmes Buch auch Erwähnung findet. In seinem Werk „Faces of St. Pauli“ geht es primär um den Stadtteil und die Menschen, die ihn prägen und von ihm geprägt wurden. 2019 hatte Muhme begonnen, Frauen und Männer, Prominente und weniger Prominente seiner „Herzensheimat“ zu porträtieren; nach zwei Ausstellungen sieht er seinen Fotobildband als nächsten „folgerichtigen Schritt“.

In seinem Buch überwindet der Hamburger Fotograf auf 252 Seiten bewusst Milieugrenzen. Allen der fürs Buch berücksichtigten 120 Persönlichkeiten gibt er jeweils zwei Seiten Raum für ein Doppelporträt. Die Fotos sind schwarz-weiß und mit Ringblitz aufgenommen. Sie kennen keine Weichzeichner und keine Makulatur, weil auch der Stadtteil ohne auskomme, meint Muhme. Der Fotograf zeigt die Ausgewählten verdeckt und unverdeckt, liefert jeweils eine Erklärung und hat den Fotos persönliche Statements beigefügt, die für sich sprechen.

„Faces of St. Pauli“: Bildband mit jungen und alten Kiez-Größen

„Lieber queer leben auf St. Pauli, als quer denken unter Idioten“, sagt etwa Sänger, Autor, und Theaterregisseur Schorsch Kamerun, der sich mit Stofftier als Zweitbild hat ablichten lassen. Auch ein visuelles Statement wider Kommerz, Massentourismus und Einheitsgastronomie. Dennoch weiß auch Burlesque-Rockstar Eve Champagne, die sich im zweiten Bild hinter einer venezianischen Maske verbirgt: „St. Pauli ist Großstadt-Serengeti für viele Paradiesvögel.“ Seine Pilotenbrille gegen die Maske tauscht sogar die frühere Kiez-Größe „Kalle“ Schwensen, und wenn der Club-Betreiber konstatiert „St. Pauli ist Hamburgs Herzschlag“ lässt sich kaum widersprechen.

Kiez-Dauerpräsente wie Olivia Jones und Corny Littmann fehlen in „Faces of St. Pauli“ ebenso wenig, jedoch hat Muhme auch junge und alteingesessene Kneipenwirte, Sozialarbeiter und Gestrandete, Alt- und Neo-Punks im Auge behalten. Sie stehen für Diversität, Stolz und Sturheit, aber auch die Verwundbarkeit St. Paulis.

Andreas Muhme möchte zeigen, wie hoch der Preis wäre, wenn Hamburg den Kiez, so wie er ist, verlöre. Der im Buch ebenfalls doppelt verewigte Günter Zint, Gründer des St. Pauli Museums und fotografisches Kiez-Gedächtnis, macht ihm mit seinem Statement ein großes Kompliment: „Lieber von Muhme fotografiert, als vom Leben gezeichnet.“

Das Buch kann in jeder Buchhandlung oder sofort hier im Onlineshop erworben werden.

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Orfila Bardesio – Gedichte / Poemas

Der Weissmann Verlag bringt als Wiederveröffentlichung eine Gedichtsammlung von Orfila Bardesio heraus. Der Gedichtband ist zweisprachig in spanisch und deutsch abgedruckt. Ins Deutsche wurden die Gedichte von Simone Tillmann und Peter Rosenthal. Orfila Bardesio (1922–2009) nahm als Dichterin prägenden Einfluss auf die Literatur Uruguays. Ihre Poesie fand jedoch auch über die Grenzen des Landes hinweg Beachtung und Anerkennung, unter anderem durch Jorge Luis Borges, Julio Cortázar und Jules Supervielle. Mit Letzterem verband Orfila Bardesio eine langjährige Brieffreundschaft.

Innerhalb der Literatur der vielgerühmten Generación del 45 stellt die Lyrik Orfila Bardesios etwas ganz Eigenes dar. Abseits literarischer Moden erschuf sie eine „unzeitgemäße“ Lyrik, die den Leser mit der zeitlosen Schönheit einer Sprache, die zwischen opulenten Bildwelten und nahezu kindlicher Einfachheit oszilliert, berührt.

Für diesen Band wurde eine Auswahl ihrer Gedichte erstmals ins Deutsche übertragen. Diese umfassen Bardesios poetisches Schaffen von 1946, dem Jahr, in dem ihr dritter Gedichtband Poema / Gedicht erscheint, bis zu ihrer letzten Veröffentlichung La Canción de la Tierra / Das Lied der Erde (2009).

Der Band kostet €13,50 hat 92 Seiten und versammelt 20 Gedichte / Poemas sowie ein Nachwort von Simone Tillmann und kann auch gleich hier bestellt werden.

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Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause   Klausenburg – Visul e casa noastră secretă

Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause   Klausenburg – Visul e casa noastră secretă – ISBN 978-3-949168-03-1

„Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause  / Klausenburg – Visul e casa noastră secretă“ ist eine rumänisch-deutsche Text Auslese der Partnerstadt von Köln: Cluj/Klausenburg.

Der Weissmann Verlag hat gemeinsam mit der rumänischen Schriftstellervereinigung Klausenburg ein literarisches und zugleich städtepartnerschaftliches Projekt verwirklicht. Klausenburger Schriftsteller haben mit ihren deutschen Kollegen diese Sammlung zusammengestellt, die – hier wie dort – den gemeinsamen europäischen Traum erzählen. Ein Traum, der wie auf einem Spaziergang durch die rumänische Stadt, ein „zu Hause“ sucht und findet.
 
Gemeinsam mit der rumänischen Schriftstellervereinigung Klausenburg hat der Kölner Weissmann Verlag mit „Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause  / Klausenburg – Visul e casa noastră secretă“ ein literarisches und städtepartnerschaftliches Projekt verwirklicht. Klausenburger Schriftsteller haben mit ihren deutschen Kollegen diese Sammlung zusammengestellt, welche – hier wie dort – von einen gemeinsamen europäischen Traum handelt. Ein Traum, in dem man wie auf einem Spaziergang durch die rumänische Stadt ein „zu Hause“ suchen und finden kann:
Sânziana Batişte wird gleich zu Beginn, sich noch in einem Fahrzeug befindend, den Handschuh in den Ring werfen. Claudiu Groza wird als nächster morgens zwischen 4 und 6 Uhr nach einer durchzechten Klausenburger Nacht einsteigen. Wenn danach Unklarheiten aufkommen sollten, werden sie von Eugen Cojocaru sicherlich geklärt, auch was es mit dem „eigelben Kanarienvogel mit weichen Federn und Tintenaugen“ auf sich hat.

Dann aber ist Zeit für ein Glas „Wasser aus Cluj“ mit Ion-Pavel Azap. Wenn Hunger aufkommt, werden wir auf das Herkömmliche, wie zum Beispiel die Klausenburger Krautfleckerl (Varză de Cluj) verzichten und werden einen postdadaistischen Imbiss nehmen, serviert von Victor Ţarină (natürlich nachdem wir mit ihm auch die Angel ausgefahren haben). Doina Cetea begleitet uns entlang der „Langen Straße“ mit einer 4/4 Postkarte als Reiseführerin, um in der „Mitte“ anzukommen, wo Irina Petraş zwei Hälften des eigenen Lebens zu einem Ganzen fügt – es hätte auch unseres sein können.

„Diese Stadt kann ich nicht mehr verlassen, obwohl es mir klar geworden ist, dass ihr etwas fehlt. Im Übrigen bin ich auch nicht das geworden, was ich mir gewünscht hatte, ich bin nur nahe drangeblieben.“

heißt es dann in Alexandru Vlads „Die Stadt aus meiner Sicht“. Anschließend begeben wir uns mit Andrea Ghiță in die Donath Straße und besorgen uns gemeinsam mit ihr einen schönen Strauß blühenden Flieder.

Das Hardcover fadengeheftete gebundene Buch hat 144 Seiten ist durchgehen zweisprachig deutsch-rumänisch und ist mit stimmungsvollen Schwarz-Weiss Fotografien aus Cluj-Napoca illustriert.


Auf diese Weise gestärkt und vorbereitet geht es zunächst hinauf zur kleinen Burg, wo uns der Dichter Imre József Balász, eine Skulptur in die Luft schnitzt und dann werfen wir unseren Blick in, lassen es aufleuchten mit und von Ion Mureșan:

„Und ich denke, nach und nach dem Weg der Kerzen folgend wird der kleine Friedhof meines Dorfes eine Reise um die Erdkugel gemacht haben und eines Tages, vielleicht in tausend Jahren, werden die Kerzen gleich den Schiffen Magellans, dahin zurückkommen, von wo sie einst in die Ferne gesegelt sind.“


Schließlich begeben wir uns in die Hände der Arztkollegen Andrei Schwartz, Filippo Modica und Severin Maier Hasselmann, die uns in nostalgischen Rückblicken erklären, wie es ist, in Klausenburg geboren zu sein und später die Stadt verließ, oder wie es ist, als Fremder sich dort zum Studium einzufinden. Bevor zum Schluss Peter Rosenthal noch einmal das Wort ergreifen wird, führt uns Marcus Bauer (der eigentlich in Berlin zu Hause ist) durch das postmoderne Mărăști. Und, wie so häufig, hätten wir fast vergessen noch eine Postkarte zu senden, von da nach dort: Damit grüßt uns schließlich Vasile Gogea.