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Buch widmet sich Frauen zwischen Obdachlosigkeit und Gefängnis

Bildschirmfoto des Kölner Stadtanzeigers Website

Wohnungslosigkeit in Köln

Von Uli Kreikebaum 15.10.2025, 18:00 Uhr

Die Kölnerinnen Petra Metzger und Christiane Niesel haben mit Betroffenen gesprochen und Ursachen recherchiert. Das Projekt ist auf Spenden angewiesen.

Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Köln steigt, fast die Hälfte von ihnen sind Frauen. Besonders schwierig ist es für ehemalige Häftlinge, eine Wohnung zu finden. Die Kölnerinnen Petra Metzger und Christiane Niesel nahmen diese Fakten zum Anlass, mit betroffenen Frauen zu sprechen und ein Buch darüber zu schreiben. „Frauen zwischen Straße und Strafe“ lautet der Titel. „Kaum jemand macht sich bewusst, was der Wohnungsmangel für Menschen bedeutet, die am Rand der Gesellschaft stehen“, sagt Metzger. Ehemalige Sträflinge hätten „kaum eine Chance“, je eine Wohnung zu finden. Relevant sei das Thema auch vor dem Hintergrund der öffentlichen Debatte über Verwahrlosung in der Kölner Innenstadt und im Besonderen die Situation am Neumarkt. „Viele der Frauen haben eine Suchtproblematik.“

Christiane Niesel hat sie getroffen, in Kalk, in Deutz, am Neumarkt, und mit ihnen gesprochen. Acht Frauen zwischen 23 und 45 Jahren schildern ihre Lebenssituation. Sie berichten, wie sie in die Obdachlosigkeit geraten sind, was das Gefängnis mit ihnen gemacht hat und worauf sie hoffen. Einige sind Mütter, einige haben lange ein bürgerliches Leben geführt, bevor sie in schwere Krisen geraten sind. Andere haben nie ein intaktes Zuhause kennengelernt, hatten alkoholkranke Väter und psychisch kranke Mütter.

Petra Metzger beleuchtet historische Hintergründe der Biografien wie Wohnungsnot, Hindernisse im Hilfesystem, fehlende Resozialisierung. Aus beiden Teilen der Recherche ergibt sich ein Bild, das verdeutlicht, warum es so schwer ist, aus dem Kreislauf von Haft und Wohnungslosigkeit auszubrechen. „Manche von ihnen suchen sich einen Partner, um sich auf der Straße sicherer zu fühlen. Andere meiden gerade Gesellschaft aus der Szene und kapseln sich ab. Das sind häufig ältere Frauen, die mit all ihrem Hab und Gut in einem Einkaufswagen unterwegs sind“, sagt Petra Metzger. Es gebe auch Frauen, denen man äußerlich ihre Obdachlosigkeit nicht ansehe. Das biete einen gewissen Schutz vor Gewalt. Vor allem Frauen würden auf der Straße oft Opfer sexueller Übergriffe.

Um als Buch veröffentlicht werden zu können, ist die Recherche auf Spenden angewiesen. Die Bethe-Stiftung von Roswitha und Erich Bethe unterstützt die Publikation und hat zugesagt, alle Spenden, die bis zum 12. Dezember eingehen, bis zu einer Höhe von 6000 Euro zu verdoppeln.

www.bethe-stiftung.org