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Anne Storch: Im Ziegelplattengrab

Wenn man bereit ist, sich von den starren Vorstellungen über literarische Genres zu lösen – zumindest während des Lesens dieses heiteren Buches, das trotz seiner tiefgreifenden historischen Wurzeln und beklemmenden Zukunftsvisionen etwas ganz Anderes bietet –, dann wird man etwas Erstaunliches erleben. Es ist weniger eine klassische Poesie, Prosa, Sachtext, Essay, Fotografie oder Rockmusik, sondern vielmehr eine Arbeit, die als Kunstwerk bezeichnet werden muss.

Wer sich mit einer entspannten Offenheit auf diese Lektüre einlässt, betritt eine traumhafte Landschaft, die Ziegelplatte für Ziegelplatte und  – auch auf einem Bein hüpfend – Zeile für Zeile erkundet werden kann. Es ist ein Erlebnis, das selbst eingefleischten Lesern bisher kaum begegnet ist – vor allem nicht in dieser sprachlichen Präzision.

Wenn man sich also von den gewohnten Themenparks der Kultur oder klassischen Reisen lösen möchte, sollte man das Lineare hinter sich lassen, sich die innere 3D-Brille (Herz, Geist und Verstand) aufsetzen und in diesen künstlerischen Resonanzraum eintauchen.

Die Autorin
Prof. Dr. Anne Storch, geboren 1968 in Frankfurt am Main, ist seit 2004 Professorin für Afrikanistik an der Universität zu Köln. Sie interessiert sich besonders für das Geheime und Spirituelle in der Sprache, kreatives Sprachhandeln, Indigene Theorien kommunikativer Praktiken und für die sich daraus immer wieder ergebende kritische Auseinandersetzung mit den kolonialistischen Grundlagen der Sprachwissenschaft und ihren patriarchalischen Ordnungen. In ihrer langjährigen Beschäftigung mit Minoritätensprachen setzt sie sich intensiv mit den Beziehungen zwischen Sprache und Migration auseinander. Zu ihren Veröffentlichungen zählen weiter Bücher über dekoloniale Linguistik, Tourismus und Ausbeutung, Gastfreundschaft und Heilung.

Das Buch
260 Seiten, mit 19 farbigen Abbildungen
ISBN 978-3-949168-11-6


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Barbara Pevelings Lyrikdebüt: ich will den blitz nicht verpassen

Barbara Peveling – ich will den blitz nicht verpassen

Barbara Pevelings Lyrikdebüt „ich will dem blitz nicht verpassen“ widmet sich der Herausforderung gesellschaftlicher Transformationen der Gegenwart, dem Hinterfragen von sozialen Rollen und Zuschreibungen, von Geschlechterbeziehung und ihren Begegnungen, als auch der Folgen der Energiekrise, sowie neuen Choreographien des Sozialen. René Chars Lyrik dient dabei als programmatischer Ansatz: Durch den revolutionären Impetus wird der leidenschaftliche Bezug der Dichtung zur Gegenwart neu verhandelt, dabei stehen aktuelle Thematiken wie metoo, toxische Männlichkeit, Regretting Motherhood, die dysfunktionale Kleinfamilie, als auch Klimawandel und Migration im Mittelpunkt. Die Gedichte von Barbara Peveling sind ein zarter, als auch wütender Abgesang auf den etablierten Habitus einer Nachkriegsgesellschaft, die mit der gegenwärtigen Generation ihren Abschluss findet und nach neuen Definitionen sucht. Barbara Peveling gibt dieser Suche eine lyrische Sprache. Nach dem Vorbild von Annie Ernaux wird die Autorin dabei die Ethnologin ihrer selbst. Es ist die Geschichte einer Frau, die Abschied nimmt von der binär geordneten Welt, die ihre Existenz formte und die heute mitten im Leben stehend die eigene Identität hinterfragt, um einen neuen Anfang zu wagen.

Barbara Peveling, geboren 1974 in Siegen, promovierte Ethnologin, lebt in Köln und Paris. Sie publizierte mehrere Prosastücke und Poesie in verschiedenen Zeitschriften, darunter Akzente Zeitschrift für Literatur. 2006 nahm sie am 14. Open Mike teil. „Wir Glückspilze“, ihr erster Roman, erschien bei Nagel & Kimche

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Israel auf iranisch

Israel auf iranisch - Mohsen Banaie

Wir waren hergekommen, um Antworten zu finden, und kehrten zurück mit einem Kopf voller neuer Fragen.

Jetzt gleich hier bestellen.

Mit „Israel auf iranisch“ begibt sich der Leser auf eine Reise durch das vielfältige und oft von Gegensätzen geprägte Heilige Land und erlebt die Verwandlung des einst gefürchteten, unbekannten Feindes zu einem freundlichen wie galanten Gastgeber, der den Autor und seine Ehefrau trotz ihrer iranischen Herkunft mit offenen Armen empfängt.

Mohsen Banaie möchte mit diesem Buch vor allem eine Brücke über eine tiefe Schlucht schlagen, indem er multiperspektivisch die traditionelle Freundschaft zweier Völker durchleuchtet, die auf den ersten Blick heute verfeindeter nicht sein könnten.

„Israel auf iranisch“ möchte dabei nicht bloß historische Fakten oder persönliche Eindrücke vermitteln, sondern beschäftigt sich mit elementaren Begriffen des menschlichen Daseins wie Freiheit, Liebe und Identität. Von einer Reise, die im Iran beginnt, und über Deutschland schließlich nach Israel führt. Von einer Reise, die in starren und gefestigten Meinungen beginnt, über die innere Unentschlossenheit führt und bei Einsicht und einem erweiterten Weltbild endet.

Ein Reise- und Erfahrungsbericht. Über einen Aufbruch, die Geister der Vergangenheit und das Neuentdecken einer reichen Geschichte zwischen Petra und Persepolis.

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Solo für Phyllis – Christoph Danne

Dinçer Güçyeter (Verleger, Schriftsteller, Peter-Huchel-Preisträger 2022):

„Der neueste Band übertrifft alles, was Christoph Danne bis heute veröffentlicht hat. Eine neue Quelle steckt in diesen Gedichten, die eine unbeschreibliche Kraft sprudeln lässt; es sind mehr als Gedichte, Liebesbriefe an ein neues Leben, an die Schönheit.


Simone Scharbert (Autorin):

„Das Schönste, was ich seit Längerem gelesen habe, und das meine ich genau so, und das schreibe ich eher selten. Diese Texte lassen diese Welt zärtlicher werden, manche zeigen, in was für einem schwierigen System von gesund und nicht-gesund wir stecken, wie Gesellschaft funktioniert, in so vielen glimmt Zuversicht und Hoffnung, und all das in einer Sprache, die so entschlackt und klug erzählt, so wundervolle Bilder findet.


Sabine Schiffner (Autorin):

„Dieses Buch ist das berührendste und positivste Buch, das ich seit langem gelesen habe. Die vielen schönen, positiven, glücklichen, ehrlichen, freudigen und aber natürlich auch nachdenklichen, ängstlichen und zweifelnden kurzen hochliterarischen Texte, die glücklich machen und gleichzeitig zum Weinen bringen, habe ich in einem Rutsch durchgelesen. „Ein Manifest für das Leben, gegen die Angst”, bewarb der Verlag es, das trifft genau den Punkt; seit ich das Buch gelesen habe, kann ich nicht mehr aufhören, daran zu denken…


Am 1. September erschien im Kölner Weissmann-Verlag ein neues, kleines Buch. Christoph Danne hat lange überlegt, Gespräche geführt, ob es richtig ist, dieses Manuskript zu veröffentlichen; und er hat sich letztlich dafür entschieden. Weil er glaubt (und wir vor allem hoffen), dass es einen künstlerischen Wert besitzt, der über oberflächliche Befindlichkeitslyrik hinausgeht.

In einhundert kleinen Texten, Schnipseln, Gedichten hat er die Schwangerschaft seiner Partnerin begleitet – seit dem Zeitpunkt im Spätsommer 2020, an dem sie erfuhren, dass sie ein (herz-)krankes, eventuell schwer behindertes Kind zur Welt bringen würden. Vieles geriet ins Wanken in diesen Tagen, manches zerbrach. Er schrieb Abend für Abend, Nacht für Nacht an gegen diese monströse, unbändige Furcht, barfuß in der Dunkelheit, gegen die Schlaflosigkeit, die Ohnmacht und die Gespenster. Er kämpfte um die Vorfreude, das Glück, das er bewahren wollte.

Der letzte Eintrag datiert zwei Monate nach Phyllis’ Geburt und niemand weiß, wohin diese Reise sie führen wird. Christoph Danne aber ist glücklich, dass SOLO FÜR PHYLLIS entstanden ist – ein Manifest gegen die Angst, für das Leben.

Ab heute überall im Buchhandel oder hier beim Verlag bestellbar!

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Faces of St. Pauli

St. Pauli: Es ist zweifelsohne ein Ort wie kein zweiter in Deutschland: der Kiez. Auf der Reeperbahn tummelt sich jedes Wochenende das feierwütige Volk aus Deutschland und ganz Europa, während nur wenige Meter weiter Menschen wohnen, ihr Kinder großziehen, Nachbarschaft pflegen und sich in von Massentourismus unberührten Kneipen die Köpfe heiß reden.

Paulianer:innen lieben ihren FC St.Pauli, den Nachtmarkt auf dem Spielbudenplatz, die Nähe zueinander und die Freiheit, so zu leben wie sie es sich wünschen. Es ist eine Gemeinschaft, die niemanden fallen lässt. Nicht die Wohnungslosen, die sich zu Corona auf einmal mit leeren Bechern wiederfanden, nicht ihre Künstler:innen und Gastronomie ohne Publikum und Gäste. Zusammenhalt, Solidarität, Toleranz, das zeichnet die Menschen hier, in diesem kleinen glitzernden gallischen Dorf, aus.

Aber der Stadtteil ist auch verletzlich. Kommerz und Einheitsgastronomie versuchen an den Grundfesten zu rütteln. Stand heute hält das Bollwerk aus Diversität, Stolz und Sturheit den Angriffen Stand. Andreas Muhme möchte, dass dies so bleibt und mit dem Foto-Bildband zeigen, wie hoch der Preis wäre, wenn wir den Kiez, so wie er ist, verlieren.

Faces of St. Pauli zeigt Portraits von Menschen die hier leben oder arbeiten und mit ihrem Dasein den Stadtteil prägen. Es sind Künstler:innen, Gastronom:innen, Sozialarbeitende, politisch Engagierte, Wütende, Traurige, Hoffnungsvolle, Paradiesvögel und Gestrandete.

Mein Lebensgefühl, meine Vita, mein St. Pauli: Jedes Face füllt eine Doppelseite des Bildbands. In jeweils zwei Schwarz-Weiß-Portraits, einem verdecktem sowie einem klaren, visualisiert Andreas Muhme das Lebensgefühl, den unverwechselbaren Kern seines Models. Betrachtende lernen die Paulianerin, den Paulianer über ihre Kurzvita kennen und erfahren, was Leben auf dem Kiez für sie ausmacht. Schon die mit Herzblut verfasste Einleitung der Autorin Simone Buchholz bringt auf den Punkt, worum es geht: „St. Pauli ist schuld, dass ich so aussehe.“

Dieses Buch ist für alle, die ihr Herz am Hamburger Hafen verloren haben oder zumindest auf dem besten Weg dorthin sind. Es hat 252 Seiten, 240 SW Fotos und tolle Texte von Jan Freitag sowie ein Vorwort von Simone Buchholz und kann gleich hier für 39,00 € erworben werden.

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Orfila Bardesio – Gedichte / Poemas

Der Weissmann Verlag bringt als Wiederveröffentlichung eine Gedichtsammlung von Orfila Bardesio heraus. Der Gedichtband ist zweisprachig in spanisch und deutsch abgedruckt. Ins Deutsche wurden die Gedichte von Simone Tillmann und Peter Rosenthal. Orfila Bardesio (1922–2009) nahm als Dichterin prägenden Einfluss auf die Literatur Uruguays. Ihre Poesie fand jedoch auch über die Grenzen des Landes hinweg Beachtung und Anerkennung, unter anderem durch Jorge Luis Borges, Julio Cortázar und Jules Supervielle. Mit Letzterem verband Orfila Bardesio eine langjährige Brieffreundschaft.

Innerhalb der Literatur der vielgerühmten Generación del 45 stellt die Lyrik Orfila Bardesios etwas ganz Eigenes dar. Abseits literarischer Moden erschuf sie eine „unzeitgemäße“ Lyrik, die den Leser mit der zeitlosen Schönheit einer Sprache, die zwischen opulenten Bildwelten und nahezu kindlicher Einfachheit oszilliert, berührt.

Für diesen Band wurde eine Auswahl ihrer Gedichte erstmals ins Deutsche übertragen. Diese umfassen Bardesios poetisches Schaffen von 1946, dem Jahr, in dem ihr dritter Gedichtband Poema / Gedicht erscheint, bis zu ihrer letzten Veröffentlichung La Canción de la Tierra / Das Lied der Erde (2009).

Der Band kostet €13,50 hat 92 Seiten und versammelt 20 Gedichte / Poemas sowie ein Nachwort von Simone Tillmann und kann auch gleich hier bestellt werden.

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Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause   Klausenburg – Visul e casa noastră secretă

Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause   Klausenburg – Visul e casa noastră secretă – ISBN 978-3-949168-03-1

„Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause  / Klausenburg – Visul e casa noastră secretă“ ist eine rumänisch-deutsche Text Auslese der Partnerstadt von Köln: Cluj/Klausenburg.

Der Weissmann Verlag hat gemeinsam mit der rumänischen Schriftstellervereinigung Klausenburg ein literarisches und zugleich städtepartnerschaftliches Projekt verwirklicht. Klausenburger Schriftsteller haben mit ihren deutschen Kollegen diese Sammlung zusammengestellt, die – hier wie dort – den gemeinsamen europäischen Traum erzählen. Ein Traum, der wie auf einem Spaziergang durch die rumänische Stadt, ein „zu Hause“ sucht und findet.
 
Gemeinsam mit der rumänischen Schriftstellervereinigung Klausenburg hat der Kölner Weissmann Verlag mit „Cluj – Der Traum ist unser geheimes Zuhause  / Klausenburg – Visul e casa noastră secretă“ ein literarisches und städtepartnerschaftliches Projekt verwirklicht. Klausenburger Schriftsteller haben mit ihren deutschen Kollegen diese Sammlung zusammengestellt, welche – hier wie dort – von einen gemeinsamen europäischen Traum handelt. Ein Traum, in dem man wie auf einem Spaziergang durch die rumänische Stadt ein „zu Hause“ suchen und finden kann:
Sânziana Batişte wird gleich zu Beginn, sich noch in einem Fahrzeug befindend, den Handschuh in den Ring werfen. Claudiu Groza wird als nächster morgens zwischen 4 und 6 Uhr nach einer durchzechten Klausenburger Nacht einsteigen. Wenn danach Unklarheiten aufkommen sollten, werden sie von Eugen Cojocaru sicherlich geklärt, auch was es mit dem „eigelben Kanarienvogel mit weichen Federn und Tintenaugen“ auf sich hat.

Dann aber ist Zeit für ein Glas „Wasser aus Cluj“ mit Ion-Pavel Azap. Wenn Hunger aufkommt, werden wir auf das Herkömmliche, wie zum Beispiel die Klausenburger Krautfleckerl (Varză de Cluj) verzichten und werden einen postdadaistischen Imbiss nehmen, serviert von Victor Ţarină (natürlich nachdem wir mit ihm auch die Angel ausgefahren haben). Doina Cetea begleitet uns entlang der „Langen Straße“ mit einer 4/4 Postkarte als Reiseführerin, um in der „Mitte“ anzukommen, wo Irina Petraş zwei Hälften des eigenen Lebens zu einem Ganzen fügt – es hätte auch unseres sein können.

„Diese Stadt kann ich nicht mehr verlassen, obwohl es mir klar geworden ist, dass ihr etwas fehlt. Im Übrigen bin ich auch nicht das geworden, was ich mir gewünscht hatte, ich bin nur nahe drangeblieben.“

heißt es dann in Alexandru Vlads „Die Stadt aus meiner Sicht“. Anschließend begeben wir uns mit Andrea Ghiță in die Donath Straße und besorgen uns gemeinsam mit ihr einen schönen Strauß blühenden Flieder.

Das Hardcover fadengeheftete gebundene Buch hat 144 Seiten ist durchgehen zweisprachig deutsch-rumänisch und ist mit stimmungsvollen Schwarz-Weiss Fotografien aus Cluj-Napoca illustriert.


Auf diese Weise gestärkt und vorbereitet geht es zunächst hinauf zur kleinen Burg, wo uns der Dichter Imre József Balász, eine Skulptur in die Luft schnitzt und dann werfen wir unseren Blick in, lassen es aufleuchten mit und von Ion Mureșan:

„Und ich denke, nach und nach dem Weg der Kerzen folgend wird der kleine Friedhof meines Dorfes eine Reise um die Erdkugel gemacht haben und eines Tages, vielleicht in tausend Jahren, werden die Kerzen gleich den Schiffen Magellans, dahin zurückkommen, von wo sie einst in die Ferne gesegelt sind.“


Schließlich begeben wir uns in die Hände der Arztkollegen Andrei Schwartz, Filippo Modica und Severin Maier Hasselmann, die uns in nostalgischen Rückblicken erklären, wie es ist, in Klausenburg geboren zu sein und später die Stadt verließ, oder wie es ist, als Fremder sich dort zum Studium einzufinden. Bevor zum Schluss Peter Rosenthal noch einmal das Wort ergreifen wird, führt uns Marcus Bauer (der eigentlich in Berlin zu Hause ist) durch das postmoderne Mărăști. Und, wie so häufig, hätten wir fast vergessen noch eine Postkarte zu senden, von da nach dort: Damit grüßt uns schließlich Vasile Gogea.