Auszüge aus dem Blog „Ehrenveedel“ von Thomas Reinert:
Die Stunden nach Mitternacht, in der Gewissheiten verschwimmen und Selbstverständlichkeiten wanken. Wenn der Reiz des Abends verflogen ist und die Normalität des Morgens noch nicht greifbar. In Peter Rosenthals jüngstem Buchprojekt tauchen fünfzehn Autoren und elf Fotografen ein in diese befremdliche, aller Vertrautheit beraubte Zwischenwelt.
„Nachts nicht weit von wo“ kommt auf Katzenpfoten daher. Klagt nicht an, bietet weder Diagnose noch Rezept. Verschreibt sich stattdessen ganz einer Stimmung, die rätselhaft ist und allgegenwärtig, unmittelbar und zeitlos. Einsamkeit, Sehnsucht und eine Prise Hoffnung.
Ja, es ist ein melancholisches Buch. Mit nächtlichen Bildern, die sich nicht verzweifelt an grell erleuchtete Vertrautheiten klammern. Doch der Arzt, der in seinem Leben wohl so viele Patienten gesehen hat wie das Müngersdorfer Stadion Plätze zählt, weiß zwischen Melancholie und Resignation zu unterscheiden.
Nach Mitternacht macht sich frei, was tagsüber fein säuberlich verpackt in einer dunklen Ecke schlummert – Sehnsucht nach Heimat genauso wie nach Leidenschaft.